Bei dieser Verleihung ist vieles kurios. Limitierte Zeit bringt den Punkt auf das Wesentliche. Wer in gewohnte Muster verfällt, wird ausgebremst.
Tempo, Tempo!
Das Timing ist skurril. Während Ehrungen sich normalerweise in ausschweifenden Dankesreden verlieren, setzt dieses Format andere Prioritäten. Es limitiert die Zeit. Die Preisträger erhalten nur kurz das Mikrofon. Ist die Zeit überschritten, ertönt eine Stimme: Bitte aufhören, ich fühle mich gelangweilt …
Für die Referenten gelten die gleichen Regeln. Innerhalb von 24 Sekunden sollen Genies der Wissenschaft dem Fachpublikum eine umfangreiche Zusammenfassung ihrer Forschungen präsentieren. Da sprudeln die Worte wie ein Wasserfall. Es ist erstaunlich, wie seitenlange wissenschaftliche Arbeiten auf 2 Minuten komprimiert werden können. In der Lightversion fällt der überflüssige Ballast ab. Das Konzentrat wird frei.
Damit auch das gewöhnlich Publikum den Inhalt versteht, räumt man den Dozenten eine zweite Chance ein. Sie dürfen einen tiefreichenden Einblick für das allgemeine Verständnis abliefern – aber nur in 7 Worten!
Palina Tech findet, eine interessante Methode, um die eigene Rhetorik zu schleifen oder Firmenfeiern einen Impuls zu geben.
Komplizierte Herleitungen werden überflüssig. Überstandene Herausforderungen interessieren niemanden. Selbstbeweihräucherung ist tabu. In dieser Einfachheit liegt die Redekunst.
Die Formel gegen Misserfolg
In der Forschung ist nichts verlässlicher als der Misserfolg. Viele Versuche gehen schief. Trotzdem ist ein Wissenschaftler von seiner Tätigkeit gefesselt und lässt sich von seinen Niederlagen nicht ausbremsen. Wir können es „Learning by doing“ nennen.
Einstein formuliert es so: „Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.“
Eigenmotivation erleichtert den Umgang mit Rückschlägen. Mit der notwendigen Konsequenz bleibt der Wissenschaftler am Ball und gibt nicht auf. Wenn eine Strategie nicht funktioniert, wird sofort abgebrochen und ein neuer Plan in Angriff genommen. Es lohnt sich, gelegentlich zu experimentieren!
Mit Humor die Hürden überwinden
Wissenschaftler lachen eher, als den Sinn ihrer Arbeit infrage zu stellen oder dem Burnout zu verfallen. Sich selbst aufs Korn zu nehmen bedeutet, die Resignation auszulachen. Selbstironie verhindert, dass aus dem Spott Sarkasmus wird.
Bitte nicht nachmachen!
Ignoble bedeutet „unehrenhaft“. Laut Philosophie des Ig-Nobelpreises eignen sich all jene zu Gewinnern des „unwürdigen“ Preises, die Menschen mit ihren Erkenntnissen zunächst lachen machen und unmittelbar darauf Erstaunen hervorrufen oder zum Nachdenken anregen. Den Preisträgern winkt ein lausiges Preisgeld und ein lustiger Abend.
2001 versuchte John Keogh das Rad neu zu erfinden. Der Streich gelang. Für diese Glanzleistung sackten sich der Erfinder und das Australische Patentamt den alternativen Nobelpreis ein. In einer Videobotschaft äußerte der Geehrte, er hoffe, dass das Rad kein weiteres Mal neu erfunden werde. Dem cleveren Patentanwalt lag mehr daran, die Schwachpunkte bei der neuen Patentvergabe und dem kinderleichten Diebstahl geistigen Eigentums aufzudecken.
2016 gelang einem deutschen Großkonzern der Sprung in die Annalen. Für seinen Erfindungsreichtum im VW-Abgasskandal erhielt der deutsche Autobauer die begehrte Auszeichnung des Anti-Nobelpreises [1].
Quellen:
[1] Improbable Research Winners (www.improbable.com/ig/winners/)